»GFO-Schüler erleben Puccinis Manon Lescaut«

»GFO-Schüler erleben Puccinis Manon Lescaut«

Eines der zentralen Ziele der GFO ist es, mit dem vor über 30 Jahren gegründeten Jugendprogramm TATORT OPER Schülerinnen und Schüler für Oper zu begeistern. In jeder Saison werden deshalb für die 10 Schulen aus Hannover und dem Umland, die jeweils mit 14 Schülerinnen und Schülern an dem Programm teilnehmen, sechs Opernbesuche finanziert.

Am 1. Dezember besuchten die 140 Schülerinnen und Schüler im Rahmen von TATORT OPER mit Puccinis Manon Lescaut bereits die dritte Aufführung (nach Mozarts Titus und dem Ballett Schubert von Jörg Mannes). Puccinis frühes Meisterwerk hat die Schüler mit seiner emotionalen Musik sowie der dramatischen Handlung unmittelbar angesprochen. Für viele war die Aufführung ein großes Highlight.

Sehr spannend und aufschlussreich ist in den Nachbesprechungen der einzelnen Besuche, wie differenziert die Jugendlichen das Erlebte beschreiben und auf welche Aspekte des Gesehenen sie sich überhaupt konzentrieren.

So beleuchtet Margarethe, die den 11. Jahrgang der St. Ursula-Schule besucht, z. B. sehr genau, wie Manons Kleidung und ihre sich ändernde Haarfarbe Aufschluss über ihren Charakter geben: „Besonders eindrucksvoll ist für mich die Inszenierung des 2. Aktes. Die gesamte Kulisse ist schwarz: Das Bett ist schwarz, schwarz-silber glitzernde Vorhänge hängen herab, der Boden ist schwarz, die Treppe ist schwarz – alles ist schwarz. Auch die Angestellten sind schwarz gekleidet, Geronte und seine Gesellschaft erscheinen ebenfalls in schwarzen Kostümen. Und mitten in dieser dunklen aber edlen Welt ist Manon Lescaut in ihrem gold-gelben, leuchtenden Kleid. Sie sticht hervor und das warme leuchtende Gelb bildet einen starken Kontrast zu ihrem Umfeld. Dennoch steht ihr Kleid nicht im Widerspruch zu ihrer Umgebung, denn es ist golden und damit so edel wie die silber-schimmernden Gegenstände im Raum. Aus diesem Grund drückt Manons Kleid viel über ihren Charakter aus: Sie lebt bei Geronte im Reichtum und liebt diesen Prunk. So ist sie in diesem Haus nicht fremd, sondern passt sehr gut in diese edlen Verhältnisse. Aber dennoch ist sie anders als die anderen reichen Leute im Palast. Die Wärme, die ihr Kleid ausstrahlt, steht für Gefühl, für die Liebe. Anders als die anderen sehnt sie sich nicht nur nach Prunk, sondern sie verspürt Sehnsucht nach Liebe. Interessant ist auch die Haarfarbe von Manon: Manon Lescaut hat braunes Haar, doch während des zweiten Aktes sind ihre Haare grau. Sicherlich war es zu der damaligen Zeit vornehm, graue Haare zu tragen. Aber ich interpretiere das wie folgt: Die Haarfarbe steht für Manons Jugend und Leidenschaft. Während sie mit Des Grieux zusammen ist, blüht sie auf, ist jung und lebensfroh. Im Palast sind ihre Haare grau, weil sie dort nicht dieses erfrischende und jugendliche Gefühl von Liebe verspürt. Ihr Leben im Palast befriedigt zwar ihr Bedürfnis nach Wohlstand, aber ihr Verlangen nach Emotionen und Leidenschaft bleibt ungestillt. Als Manon sich in Gefangenschaft befindet, sind ihre Haare wieder braun, als Ausdruck für ihr durch Liebe und Leidenschaft geprägtes Handeln.“

Sehr vielsagend ist auch die Kritik von Maria, die aus Argentinien stammt und zurzeit in den 12. Jahrgang der St. Ursula-Schule geht. Sie beneidet ihre deutschen Mitschüler: „In meiner Stadt in Argentinien gibt es keine Oper und deswegen war dieser Opernbesuch für mich ein ganz besonders großes Erlebnis und ich finde es toll, dass Schüler hier so in die Oper gehen können. Ich fand das ganze Stück großartig, richtig gut und in jeder Hinsicht gelungen!“
Die Kritiken der zwei Schülerinnen verdeutlichen sehr eindringlich, wie emotional berührend Oper für Schüler sein kann und wie lohnend und bereichernd es ist, junge Menschen an diese vielfältige Gattung heranzuführen.

Schulen, die an dem nahezu kostenlosen Programm teilnehmen wollen, können sich an den Leiter von TATORT OPER, Dr. Stephan Schmidt, wenden: stephan.schmidt@gbg-seelze.eu.

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